Fußnoten

zu "Symbolische Selbsterschließung in Kants Religionsphilosophie"

1. Nachstehender Text basiert auf der Grundlage eines vom Verfasser unter dem Titel "Kants Religionsphilosophie Ð auch gegen Kant verteidigt..." im November 1997 im Rahmen des Jenaer Collegium Philosophicum gehaltenen Vortrages. Er referiert Ergebnisse der vom Autor verfaßten Schrift: Das Noumenon Religion - Eine Untersuchung zur Stellung der Religion im System der praktischen Philosophie Kants, Kant-Studien-Ergänzungshefte 133, Berlin / New York 1998.

2. Ich halte es für falsch, diese Unterscheidung mit der von Moral und Recht gleichzusetzen. Die Interpretationsprobleme, die für Kants praktische Philosohie geradezu klassisch sind, - wo und wie gibt er eine Theorie der Politik, erschöpft sich Moral in Gesinnungsethik, ist das Recht bloß leere Formalität plus Anwendungsbedingungen, ist die Konkretisierung der Moral in Zwecken Widerspruch zum Formalismus des kategorischen Imperativs, usw. - rühren m.E. aus dieser verkürzten Sicht. Kant ist, dafür möchte ich im folgenden werben, hier viel subtiler.

3. Der kategorische Imperativ ist für Kant "ein synthetisch-praktischer Satz a priori" aus welchem, wie er weiter schreibt "einigen Imperativ alle Imperative der Pflicht, als aus ihrem Prinzip, abgeleitet werden können (...)" GMS A 50).

4. "Dieser Schematismus unseres Verstandes (...)" ist "reine Synthesis (...), ein transzendentales Produkt der Einbildungskraft, welche die Bestimmung des inneren Sinnes überhaupt, nach den Bedingungen ihrer Form (der Zeit), in Ansehung aller Vorstellungen betrifft (...)"KrV A 142).

5. Eine unbedingt zu erwähnende Ausnahme ist die maßgebliche Untersuchung von Wolfgang Bartuschat: Zum systematischen Ort von Kants "Kritik der Urteilskraft", Frankfurt am Main, 1972.

6. Eine nähere Darstellung der Literatur findet sich in: Dierksmeier, Claus: Der politische Imperativ - Zum systematischen Ort der Politischen Philosophie in Kants praktischer Philosophie. Magisterarbeit Hamburg 1995, auch: Marburg 1996 (Microfiche), S. 41/42, Anm.

7. Daß damit nicht die Genese rechtlicher Prozesse, sondern nur die Geltungsebene derselben berührt ist, sei hier, um Mißverständnissen vorzubeugen, am Rande vermerkt.

8. Vgl. Dierksmeier, Claus: Das Noumenon Religion - Eine Untersuchung zur Stellung der Religion im System der praktischen Philosophie Kants, Kant-Studien-Ergänzungshefte 133, Berlin / New York 1998.

9. Vgl. dazu näher: Dierksmeier, Claus: Der politische Imperativ - Zum systematischen Ort der Politischen Philosophie in Kants praktischer Philosophie. Magisterarbeit Hamburg 1995, auch: Marburg 1996 (Microfiche).


zu "Religion als symbolische Vergegenwärtigung unbedingten Sinnes"

10. P. Tillich, Recht und Bedeutung religiöser Symbole, in: P. Tillich, Gesammelte Werke V: Die Frage nach dem Unbedingten, Stuttgart 21978, 237-244, hier 237 (zit. RBS).

11. Es handelt sich hier vornehmlich um den Aufsatz Das religiöse Symbol ( in: P. Tillich, Gesammelte Werke V, 196-212 (zit. RS)) von 1928 und den 1930 veröffentlichten Lexikonartikel Mythos und Mythologie (in: P. Tillich, Gesammelte Werke V, 187-195 (zit. MM)).

12. P. Tillich, Religionsphilosophie, in: P. Tillich, Gesammelte Werke I: Frühe Hauptwerke, Stuttgart 21959, 295-364, hier 329 (zit. RP).

13. Vgl. zum Folgenden P. Tillich, Das System der Wissenschaften nach Gegenständen und Methoden, in: P. Tillich, Gesammelte Werke I, 109-293, hier 222, 233 (zit. SWGM) und RP, 307.

14. SWGM, 233.

15. P. Tillich, Zu Tillichs Systematik, in: Blätter für religiösen Sozialismus 5 (1924), Nr. 5/6, S. 19 (zit. TS).

16. Auf Grund dieses strengen Wechselverhältnisses zwischen Form und Gehalt ist es nicht möglich, das, was Tillich Gehalt nennt, mit dem Unbedingten und die Form mit dem Bedingten zu identifizieren. Zu solch einer Lesart dieses Wechselverhältnisses siehe J. Ringleben, Symbol und göttliches Sein, in: G. Hummel (Hg.), Gott und Sein. Das Problem der Ontologie in der philosophischen Theologie Paul Tillichs. Beiträge des II. Internationalen Paul-Tillich-Symposions in Frankfurt 1988, Berlin/New York 1989, S. 165-181, hier S. 166, 181. Liest man das Wechselverhältnis von Form und Gehalt so, daß der Gehalt für das Unbedingte steht und die Form für das Bedingte, dann ist es freilich auch nicht mehr abzusehen, wie der Symbolbegriff Tillichs gegenüber den Einwänden Ringlebens Ð eine abstrakte Diastase zwischen Unbedingten und Bedingten aufzubauen Ð zu verteidigen ist.

17. Vgl. SWGM, 234.

18. Vgl. SWGM, 210.

19. In: P. Tillich, Gesammelte Werke 4: Philosophie und Schicksal. Schriften zur Erkenntnislehre und Existenzphilosophie, Stuttgart 1961, 43-76 (zit. KL).

20. KL, 55f. Tillich fährt im unmittelbaren Kontext fort, dieses dritte Element zu erläutern: "Es handelt sich nicht um die Anwendung der Form auf das Material, des Evidenten auf das Wahrscheinliche, also um die ÔUrteilskraftÕ. [...] Das dritte Element, von dem wir reden, ist die Wesensdeutung, das geistige Verstehen der Wirklichkeit." (KL, 56)

21. P. Tillich, Kirche und Kultur, in: P. Tillich, Main Works/Hauptwerke II, Kulturphilosophische Schriften, hrsg. v. M. Palmer, Berlin/New York 1990, 101-114, hier 103 (zit. KK). Siehe auch SWGM, 222f., und RP, 318.

22. Vgl. hierzu SWGM, 113: "Erkannt ist, was als notwendiges Glied einem Zusammenhang eingeordnet ist. Das Einzelne in seiner Vereinzelung ist kein Gegenstand der Erkenntnis." Diesen Vorrang des Zusammenhangs vor dem Einzelnen, der gleichwohl nicht auf Kosten des Einzelnen gehen soll, hat Tillich durch seine Gestalttheorie konzeptionalisiert. Siehe hierzu H. Jahr, Theologie als Gestaltmetaphysik. Die Vermittlung von Gott und Welt im Frühwerk Paul Tillichs, Berlin/New York 1989.

23. TS, 20.

24. KL, 56.

25. P. Tillich, Ergänzungs- und Nachlaßbände zu den Gesammelten Werken VI: Briefwechsel und Streitschriften. Theologische, philosophische und politische Stellungnahmen und Gespräche, Frankfurt a.M. 1983, 126. Während Tillich in dem Briefwechsel mit Hirsch Sinn und Wert noch identifizierte ("ÔWertÕ und ÔSinnÕ ergeben sich bei tieferer Analyse als identische Begriffe." Ebd., 125), differenziert er im System der Wissenschaften nach Gegenständen und Methoden von 1923 zwischen Sinn und Wert. Vgl. hierzu SWGM, 221. Die Unterscheidung von Sinn und Wert ist zentral für den sogenannten Marburger Neukantianismus, während deren Identifizierung für die Rickertsche Variante des Neukantianismus maßgeblich ist. Vgl. zu der Differenzierung von Sinn und Wert auch E. Cassirer, Form und Technik, in: E. Cassirer, Symbol, Technik, Sprache, hrsg. v. E.W. Orth/J. M. Krois, Hamburg 21995, 46.

26. P. Tillich, Die uberwindung des Religionsbegriffes in der Religionsphilosophie, in: P. Tillich, Gesammelte Werke I, 365-388, hier 367 (zit. uRR).

27. RP, 302f. Vgl. auch SWGM, 254.

28. SWGM, 254.

29. RP, 329. Vgl. auch SWGM, 259.

30. Tillichs Begriff des Symbols folgt der Kantischen Unterscheidung von Symbolisierung und Schematisierung, wie sie in der Kritik der Urteilskraft ausgeführt ist. Vgl. hierzu I. Kant, Kritik der Urteilskraft, in: I. Kant, Werke 8, Darmstadt 1983, ¤ 59, S. 458-463 = B 254-260. Zu Kants Begriff des Symbols siehe C. Dierksmeier, Das Noumenon Religion. Eine Untersuchung zur Stellung der Religion im System der praktischen Philosophie Kants, Diss. Hamburg 1997.

31. P. Tillich, Der Protestantismus als kritisches und gestaltendes Prinzip, in: P. Tillich, Gesammelte Werke VII: Der Protestantismus als Kritik und Gestaltung. Schriften zur Theologie I, Stuttgart 1962, 29-53, hier 41 (zit. PKGP).

32. PKGP, 41.

33. P. Tillich, uber die Idee einer Theologie der Kultur, in: P. Tillich, Main Works/Hauptwerke II, Berlin/New York 1990, 69-85, hier 74 (zit. uITK).

34. RP, 329: "Sie [sc. die Religion], die in allen Sinnfunktionen grundlegend ist; kann selbst keine Sinnfunktion sein."

35. RS, 201.

36. RS, 205.

37. Dies schließt nicht aus, daß Tillich auch von kulturellen Symbolen reden kann. Vgl. etwa RS, 197.

38. MM, 188.

39. Vgl. hierzu MM, 188. Während in Tillichs Unterscheidung Schelling als Repräsentant der metaphysischen Theorie des Mythos genannt wird, erscheint Cassirer als Exponent einer erkenntnistheoretischen Theorie des Mythos. Inwieweit diese Einordnung Cassirers diesem selbst gerecht wird, erscheint zumindest gegenüber dessen Selbstverständnis als fraglich. In dem Aufsatz Schelling und die Anfänge des existentialistischen Protestes von 1954 hat Tillich diese Sicht Cassirers auch revidiert. Vgl. P. Tillich, Gesammelte Werke IV, 134. Im Unterschied zu der Alternative metaphysische versus erkenntnistheoretische Mythostheorie expliziert Cassirer seine Theorie des mythischen Denkens in Auseinandersetzung mit der metaphysischen Deutung Schellings und der empirischen Deutung Wundts. Vgl. hierzu E. Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil: Das mythische Denken, Darmstadt 91994, 8-22 (zit. PSF II).

40. Vgl. RS, 204.

41. Zur gegenständlichen Funktion vgl. RS, 203f. und MM, 190f.

42. Vgl. RS, 204.

43. Ein derartiges Widereinander von genetischer und geltungstheoretischer Perspektive glaubt Tillich in der Mythostheorie Cassirers feststellen zu können. Vgl. hierzu RS, 202.

44. RS, 203.

45. RS, 202.

46. RS, 202.

47. RS, 203. Vgl. auch MM, 189f.

48. MM, 190.

49. P. Tillich, Rechtfertigung und Zweifel, unveröffentlichte Handschrift von 1919, Paul-Tillich-Archiv (Box 204) der Andover-Harvard Library der Harvard Divinity School in Cambridge, Mass. S. 94.

50. RS, 203.

51. Vgl. hierzu PKGP.