Thomas Jahn
Seit nunmehr 400 Jahren versucht die Philosophie verzweifelt Argumente für oder gegen die Existenz der Außenwelt in Stellung zu bringen. Während Descartes 1641 glaubte, die Güte Gottes trage dafür Sorge, daß unseren Ideen von Tischen und Bäumen tatsächlich etwas Materielles korrespondiert, hinterläßt Berkeley uns seit 1710 eine Welt der Bewußtseinsinhalte, in der primäre Qualitäten wie Größe und Ausgedehntheit und damit auch materielle Objekte völlig verschwunden sind. Viele Jahre später, genauer gesagt 1928, behauptet Rudolf Carnap in seinem epochemachenden Aufsatz Scheinprobleme in der Philosophie – Das Fremdpsychische und der Realismusstreit, daß man Descartes’ Realismus und Berkeleys Idealismus getrost zu den Akten legen könne, da sich Dank der Entdeckung des Verifikationsprinzips ihre Thesen nicht nur nicht empirisch bestätigen oder widerlegen lassen, sondern auch jeglicher Bedeutung entbehren. Damit, so Carnap, sei nicht nur gezeigt, daß die Frage nach der Existenz der Außenwelt sich als philosophisches Scheinproblem erweise, sondern auch, daß es für die Methoden und Ergebnisse der Wissenschaft als irrelevant einzustufen sei. Exemplarisch am Beispiel der Außenweltdebatte demonstriert sei damit ebenfalls bewiesen, daß man jegliche Metaphysik, so z.B. die Debatte um die Existenz des Fremdpsychischen, als erledigt betrachten könne.
Nimmt man Carnaps Text genauer unter die Lupe, dann wird jedoch klar, daß sich das Außenweltproblem nicht in der Eile abtun läßt, wie durch seinen Autor beabsichtigt wird. Zwar erreicht die Verifikationstheorie ihr Ziel beim Nachweis der These, die Rede über das Wesen „an sich“ unabhängiger Gegenständen sei sinnlos. Allerdings bleibt offen, ob wir die Bestätigung von Aussagen innerhalb der „empirischen Realität“ als Argument für oder gegen den erkenntnistheoretischen Realismus oder Idealismus aufzufassen haben.1 Im folgenden werde ich in Grundzügen Carnaps Strategie bei der Sinnloserklärung der Außenweltdebatte nachzeichnen und diejenigen Probleme benennen, die letztlich zur Anerkennung des externen Realismus (ER) führen.2 Der Parcours beginnt mit Carnaps Aufsatz Scheinprobleme in der Philosophie, pausiert etwas länger bei Strouds Überlegungen zum Zusammenhang von transzendentalen Argumenten und Verifikationstheorie, und endet mit Carnaps Aufsatz Empiricism, semantics and ontology, der letztlich eine Anerkennung von ER bedeutet.
Das Argument für die Sinnlosigkeit der Außenweltdebatte ist schnell erklärt: Sinnlos ist die Außenweltdebatte deshalb, weil die Thesen von Realismus und Idealismus semantisch leer sind und empirisch nicht überprüft werden können. Während das Verifikationsprinzip in der Regel als Grund für die Sinnloserklärung herangezogen wird, ist Carnaps Strategie in Scheinprobleme jedoch subtiler. Zunächst wird zwischen einer Bedeutungstheorie für Begriffe und Sätze sowie einem Kriterium für das Sinnvollseins von Sätzen unterscheiden. Das erstere ist tatsächlich das für den logischen Empirismus ausschlaggebende Verifikationsprinzip, das in Scheinprobleme allerdings folgende Form annimmt:
„Der Sinn einer Aussage besteht darin, daß sie einen (denkbaren, nicht notwendig auch bestehenden) Sachverhalt zum Ausdruck bringt.“3
Wesentlich ist für Carnap, daß sich die Bedeutung einer Aussage nicht dadurch ergibt, daß sie verifiziert ist oder wird, sondern bereits dann Bedeutung besitzt, wenn Bedingungen angebbar sind, unter denen sie sich als wahr oder falsch erweist. Modern gesprochen reicht es für die Bedeutungsfestlegung aus, daß Wahrheitsbedingungen bestehen, ohne daß auf Verifikationsbedingungen rekurriert werden muß. Die aus dem Tractatus stammende Idee, das Verstehen eines Satzes sei dann gegeben, wenn wir wissen was der Fall ist, wenn die Aussage wahr oder falsch wäre,4 führt jedoch dazu, daß wir für skeptische Szenarien („Ich bin ein Gehirn im Tank“) und (anti-)realistische Thesen ebenfalls Wahrheitsbedingungen formulieren können („Die Welt existiert auch dann unabhängig von mir weiter, wenn ich gestorben bin“), wodurch sich Carnaps Sinnlosigkeitsverdikt automatisch diskreditiert.5 Um den nötigen Schwung von liberaler Bedeutungstheorie zu restriktivem Sinnlosigkeitsverdikt zu erhalten, geht Carnap im nächsten Schritt daher zur Formulierung eines allgemeinen Sinnkriteriums über:
„Eine Aussage p heißt ‘nachprüfbar’, wenn die Bedingungen angebbar sind, unter denen ein Erlebnis E eintreten würde, durch das p oder das Gegenteil von p fundiert würde.“6
Erst mit Abschluß des Sinnkriteriums ist nach Carnap das Ziel einer Sinnloserklärung der gesamten Außenweltdebatte erreicht:
„Da uns nun die Sachhaltigkeit als das Kriterium der sinnvollen Aussagen gilt, so kann weder die These des Realismus von der Realität der Außenwelt, noch die des Idealismus von der Nichtrealität der Außenwelt als wissenschaftlich sinnvoll anerkannt werden. Das besagt nicht: die beiden Thesen seien falsch; sondern: sie haben überhaupt keinen Sinn, in Bezug auf den die Frage, ob wahr oder falsch, gestellt werden könnte.“7
Für die Sinnloserklärung ist es demnach unzureichend, die Thesen mittels einer semantischen Theorie (Verifikationstheorie der Bedeutung) für bedeutungslos zu erklären; zusätzlich müssen ihnen jegliche Verifikationsbedingungen (das allgemeine Sinnkriterium) abgesprochen werden. D.h. die Thesen von Realismus und Idealismus sind nicht deshalb sinnlos, weil sie bedeutungslos sind (sie besitzen ja Wahrheitsbedingungen), sondern weil sie empirisch nicht überprüft werden können (keine Verifikationsbedingungen besitzen). Daß dies tatsächlich das Ergebnis von Scheinprobleme ist, zeigt Carnaps Gedankenexperiment der nach Afrika entsendeten Geographen, deren Auftrag darin besteht, die Existenz eines dort vermuteten Berges zu bestätigen:
„Die beiden Thesen [Realismus und Idealismus; T.J.], die hier einander widerstreiten, liegen jenseits der Erfahrung und sind daher nicht sachhaltig; weder unternimmt es einer der beiden Streitenden, einen Vorschlag zur Nachprüfung seiner These durch ein gemeinsam anzustellendes entscheidendes Experiment zu machen, noch gibt einer von ihnen auch nur die Beschaffenheit eines Erlebnisses an, durch das seine These fundiert werden würde.“8
Die Idee, metaphysische Probleme mittels des Verifikationsprinzips für sinnlos zu erklären, blieb stets eine der größten Versuchungen für Logische Empiristen. Ins Staunen geraten sollte man aber bereits bei Carnaps trivialer Behauptung, für beide Geographen sei innerhalb der empirischen Realität eine intersubjektive Überprüfung solcher Aussagen wie „Der Berg hat eine Schneekuppe“ möglich, ohne den externen Realismus zu tangieren. Nach phänomenalistischer Manier kann man zwar behaupten, beiden Geographen sei eine Erscheinung des Berges mit dessen Eigenschaften zu eigen. Sind nach diesem Modell aber die einzig epistemisch zugänglichen Entitäten private ‘Sinnesdaten’, dann bleibt mehr als problematisch, wie in einer öffentlich geteilten Sprache über sie gesprochen werden kann.9 Entweder muß Carnap sich an dieser Stelle auf eine solipsistische Semantik berufen, die es jedoch schwer hätte als empiristisch zu gelten. Oder die These des externen Realismus ist unausgesprochen zu akzeptieren, um die Möglichkeit von Bedeutungskonstitution und Verifikation überhaupt zu erklären.
Während Carnaps Gedankenexperiment nicht ohne die Möglichkeit des externen Realismus funktioniert, sind die Folgen für die erkenntnistheoretischen Varianten von Realismus und Idealismus bei Anwendung des Verifikationsprinzips weitaus verheerender. Wenn es mit Hilfe des Verifikationsprinzips gelingt, nicht nur die Bedeutung einer Aussage p, sondern auch deren Wahrheitswert festzustellen, dann folgt aus der traditionellen Bestimmung des Wissensbegriffs, daß ein Sprecher S bei einer Verifikation von p weiß, daß
p wahr ist,
S glaubt, daß p, und
S darin gerechtfertigt ist zu glauben, daß p.10
Der Standarddefinition des Wissensbegriffs zufolge wären damit alle skeptische Szenarien und damit jeglicher Außenweltskeptizismus ausgeschlossen.11 Entgegen Carnaps Behauptung würde das Verifikationsprinzip also nicht die Sinnlosigkeit der Außenweltdebatte demonstrieren, sondern zeigen, wie wir zu einer anti-skeptischen und damit positiven Antwort auf die Frage nach der Realität der Außenwelt gelangen können.12 Der erkenntnistheoretische Realismus wäre also keine sinnlose These, sondern begriffliche Folge des Verifikationsprinzips.
Das Verifikationsprinzip läßt sich jedoch auch für die entgegengesetzte Spielart, den erkenntnistheoretischen Idealismus, in Stellung bringen. Nach Carnap impliziert das Verifikationsprinzip, daß alles, was es gibt, letztlich auch erkannt werden kann, da die Annahme, es könne etwas Unerkennbares geben, dem Verifikationsprinzip zufolge sinnlos ist.13 Da aber die Behauptung „Alles Wirkliche ist erkennbar“ eine Allquantifikation über einen unbestimmten Bereich darstellt, steht diese in der Gefahr, der epistemologischen Variante des Verifikationsprinzips zufolge sinnlos zu sein.14 Wird aber die Allquantifikation als sinnlos erwiesen, dann ebenfalls das Verifikationsprinzip, „denn die fraglich These ist lediglich eine andere Formulierung des Verifikationsprinzips: ‘Für jede sinnvolle Aussage, daß p, gilt: Wenn p, dann ist die Aussage, daß p, verifizierbar‘.“15 Um diesem Dilemma zu entgehen, bestehen u.a. folgende ‘Lösungsvorschläge‘:
Der Verifikationist behauptet, es gäbe Teile der Wirklichkeit, über die keine sinnvollen Aussagen getroffen werden können, akzeptiert damit aber zugleich den Widerspruch zum Verifikationsprinzip, wonach die Aussage „Es gibt Wirkliches, über das wir keine Aussagen machen können“ zwar als sinnvoll, jedoch als weder analytisch noch empirisch verifizierbar gilt. Obwohl Carnap eine derart widersprüchliche These nicht explizit vertrat, wurde sie unter anderem von Wittgenstein im Tractatus (Satz 6.522 und 6.54) aufgestellt.16
Der Verifikationist lehnt die Idee einer beschreibungstranszendenten Wirklichkeit ab und akzeptiert, daß die gesamte Wirklichkeit erkennbar ist.17 Da die These jedoch nicht empirisch verifizierbar ist, muß es sich bei ihr um eine „begriffliche Wahrheit“18 handeln. Wenn aber aus der These folgt, daß es unerkennbare Gegenstände und Eigenschaften nicht geben kann, dann haben wir es mit einem
„klaren Fall von idealistischem Antirealismus19 zu tun: Die Wirklichkeit ist danach in begrifflicher Hinsicht von unseren Erkenntnismöglichkeiten abhängig, denn es ist dann eine begriffliche Wahrheit, daß für jede beliebige Tatsache, daß p, gilt, daß Menschen eine entsprechende Aussage, daß p, verifizieren können.“20
Nach Willaschek stehen Vertreter des Verifikationismus dann aber vor folgenden paradoxen Situation:
„Ihre Theorie impliziert sowohl, daß die Realismusdebatte sinnlos ist (also beide Seiten weder wahr noch falsch sind), als auch, daß eine der beiden Seiten, nämlich die antirealistische, wahr ist.“21
1968 veröffentlichte Stroud einen Aufsatz mit dem Titel Transzendentale Argumente, in dem es weniger um die Konsequenzen des Verifikationsprinzips als vielmehr um die Folgen transzendentaler Argumente ging, die aber für den gesamten Verifikationismus ein ungewöhnliches Ergebnis mit sich brachten. Aufhänger für Stroud war zunächst Strawsons Buch Individuals, in dem es Strawson um eine Reaktion auf den Skeptiker ging, ohne auf einen erkenntnistheoretischen Idealismus und damit epistemischen Wahrheitsbegriff verpflichtet zu sein. Strawsons Skeptiker zweifelt zunächst daran, daß wir in der Lage sind, Gegenstände in der Außenwelt über Beobachtungslücken hinweg als numerisch Identische wiederzuerkennen.22 Schließen wir unsere Augen oder schlafen wir, dann können wir von dem erneut gesehenen Gegenstand lediglich sagen, daß er qualitativ demjenigen ähnlich ist, den wir zuvor gesehen haben. Daß es sich bei diesem Gegenstand um den denselben (numerisch identischen) handelt, kann nach Ansicht des Skeptikers aber nicht gerechtfertigt werden. Strawson wendet ein, daß der Zweifel an der numerischen Identität von Einzeldingen über Beobachtungslücken hinweg nur im Einzelfall möglich ist, wenn Einzeldinge im Allgemeinen völlig unproblematisch über diese Beobachtungslücken hinweg als numerisch identisch wiedererkannt werden können. Das Problem besteht für den Skeptiker also darin, daß sein Zweifel an der numerischen Identität voraussetzt, daß Gegenstände in einem einheitlichen raum-zeitlichen Rahmen identifiziert werden können. Einen solchen Rahmen kann der Skeptiker angesichts seiner diskontinuierlichen Wahrnehmung aber nur besitzen, wenn er die wahrgenommenen Ausschnitte der Welt durch regelmäßiges Wiedererkennen von Einzelgegenständen in eine objektive räumliche Beziehung zueinander setzt. Zweifel an der Wiedererkennung von Einzeldingen setzt also das Wiedererkennen solcher Einzeldinge in anderen Fällen bereits voraus. Die Identifizierung von Gegenständen über Beobachtungslücken hinweg ist nach Strawson demnach möglich.
Das Problem besteht nach Stroud jedoch darin, daß Strawsons antiskeptisches Beweisziel nur dann erreicht werden kann, wenn dieses durch ein weitere Prämisse abgesichert ist, die aber in der Argumentation unterschlagen wird. Strawsons Skeptiker vertritt die These, wonach es viele, radikal verschiedene Begriffssysteme geben kann, ohne daß dem System der Dingsprache ein privilegierter Status zuzusprechen ist. Das transzendentale Argument Strawsons soll nun zeigen, daß diese These des Skeptikers sich als inkohärent erweist. Strawsons Überlegung geht davon aus, daß wir entweder den Vorschlag eines neuen begrifflichen Rahmens verstehen können, was aber bedeutet, daß das neue Sprachsystem sich gegenüber dem bisherigen Sprachsystem als derivativ erweist und daher keine wirkliche Alternative darstellt. Oder es ist die Rede von einem radikal verschiedenem Begriffssystem, das wir in keinerlei Beziehung mit dem bisherigen Sprachsystem bringen können. Da wir in diesem Falle nicht verstehen können, was genau vorgeschlagen wird, fällt die skeptische und damit relativistische These in sich zusammen:
„In beiden Fällen ist das Ergebnis dasselbe: Unser faktisches Begriffssystem ist nicht zufällig so, wie es ist. Wenn wir Erfahrungen machen wollen, so müssen wir uns die Welt notwendigerweise so denken, wie wir es faktisch tun.“23
Das Rechtfertigungsproblem für transzendentale Argumente solcher Art besteht nach Stroud nun darin, daß diese ihr Ziel nur dann erreichen, wenn sie durch ein Prinzip abgesichert sind, das dafür Sorge trägt, daß unsere begrifflichen Strukturen nicht nur verständlich, sondern auch wahr sind. Notwendig ist die Einführung eines solchen Prinzips deswegen, da aus der Art und Weise, wie wir die Welt im Sinne Strawsons zu denken haben, nicht notwendigerweise folgt, daß die Welt tatsächlich so ist. Ein Prinzip, das die Lücke zwischen transzendentalem Argument und Außenwelt und somit zwischen Bedeutung und Wahrheit dieses Arguments zu schließen scheint, ist nun das Verifikationsprinzip. Während Strawsons transzendentales Argument vor dem Problem steht, von angenommener Bedeutung zu unterstellter Wahrheit zu gelangen, kann im Falle des Verifikationsprinzips nun aber von festgestellter Wahrheit auf die Bedeutung der Proposition geschlossen werden. Transzendentale Argumente benötigen daher einen Rückgriff auf das Verifikationsprinzip. Die Folge dieser Verbindung ist nun die beabsichtigte Widerlegung des Skeptikers:
„Wenn die Behauptung des Skeptikers einen Sinn macht, muß sie falsch sein, da jene Proposition sinnlos wäre, wenn es unmöglich wäre zu wissen, ob sie wahr oder falsch ist. Das folgt aus der Wahrheit des Verifikationsprinzips.“24
Transzendentale Argumentationen stehen aber infolge dieses Ergebnisses vor folgendem Dilemma: Entweder handelt es sich bei transzendentalen Argumenten um eigenständige Argumente, die nicht auf das Verifikationsprinzip angewiesen sind. Dann aber kann nach Stroud nicht gezeigt werden, wie aufgrund der Verständlichkeit dieser Argumente auf ihre Wahrheit geschlossen werden kann. Oder aber transzendentale Argumente sind durch das Verifikationsprinzip zu ergänzen. In diesem Fall erreichen sie zwar ihr Ziel, sind aber überflüssig, da sich das antiskeptische Ergebnis allein mit Hilfe des Verifikationsprinzips erreichen läßt.25 Verschärft formuliert bedeutet Strouds Ergebnis, daß sich das Ziel des transzendentalen Arguments, z.B. der Nachweis des erkenntnistheoretischen Realismus, allein durch das Verifikationsprinzip bewerkstelligen läßt. Damit entfällt aber die Möglichkeit der von Carnap stets betonten konventionalistischen Strategie, daß es
„für uns keinerlei Zwang geben [darf], die Welt in Begriffen materieller Gegenstände in Raum und Zeit zu denken; es muß uns gleichermaßen möglich sein, die Welt und unsere Erfahrung in einer anderen Begrifflichkeit zu verstehen.“26
Nachdem Carnap weitere 20 Jahre nach Scheinprobleme damit verbrachte, das Außenweltproblem in den Griff zu bekommen, startete er 1950 mit Empiricism, semantics and ontology (ESO) einen erneuten Antwortversuch, der aber letztlich eine Anerkennung metaphysischer Fragen bedeutete. Überraschend war bereits, daß ESO das Sinnlosigkeitsverdikt schon dadurch abmilderte, daß Fragen nach dem Vorkommen bestimmter Entitäten (z.B. Propositionen) sich als Fragen nach der Praktikabilität des gewählten Sprachrahmens verstehen lassen sollten. Ebenfalls verwunderlich war die These, Aussagen wie „Es gibt Zahlen“, „Es gibt Gegenstände“ usw. könnten als theoretische Aussagen anerkannt werden, da sie sich in Bezug auf die Konstruktion von Sprachen als triviale Folgerungen ergeben. Die Strategie zeigte zwar, daß ontologische Fragen nicht von vornherein sinnlos waren.27 Allerdings blieb bei solcher Auskunft offen, was genau eine pragmatische Reformulierung metaphysischer Behauptungen bedeuten sollte und wie der theoretische Status von Existenzaussagen („Es gibt Gegenstände“) zu bewerten war.
Um seine Neutralitätsthese zu bewahren, unterschied Carnap zunächst zwischen internen und externen Fragen; eine Unterscheidung, die sich für alle weiteren ontologischen Dispute als grundlegend erweisen sollte. Während die externe Frage das Problem der Regelkonstruktion für semantische Systeme betrifft und nach rein pragmatischen Kriterien geschieht, fokussieren sich interne Fragen auf das Problem, wie Aussagen innerhalb des framework durch logische oder empirische Mittel entschieden werden können. Ein Problem, das bereits an dieser Stelle entstand, war jedoch folgendes: Carnap behauptete, die Entscheidung für ein Sprach- und damit Regelsystem sei allein von pragmatischen Überlegungen abhängig, während die Frage, ob Stühle oder Tische intern existieren, sich nicht durch die Wahl eines framework ergeben konnte.28 Um ontologische Probleme zu vermeiden, mußte Carnap die epistemologische Kluft, die zwischen extern-pragmatischen und intern-theoretischen Fragen besteht, durch die Behauptung relativieren, die Beantwortung interner Fragen liefere keinen Beitrag zu wirklicher Welterkenntnis, sondern befriedige lediglich pragmatische Bedürfnisse wie Kohärenz, Zweckmäßigkeit usw. Den Ernst dieser Behauptung brachte Carnap an folgender Stelle zum Ausdruck:
„[W]e take the position that the introduction of the new ways of speaking does not need any theoretical justification because it does not imply any assertion of reality. […] The acceptance cannot be judged as being either true or false because it is not an assertion. It can only be judged as being more or less expedient, fruitful, conducive to the aim for which the language is intended.“29
Carnap behauptete demnach einerseits, die Beantwortung interner Fragen sei theoretisch möglich, stehe dabei aber in offensichtlicher Abhängigkeit zur Sprachwahl. Andererseits wurde die Unabhängigkeit interner Behauptungen anerkannt, ohne auf die Konstruktion von frameworks angewiesen zu sein („Es würde Stühle auch dann geben, wenn wir keine Dingsprache hätten“).30
Dieser Widerspruch führte Carnap letztlich dazu, eine etwas unklare Theorie über den Zusammenhang von theoretischen Daten und praktischen Entscheidungen zu entwickeln, die sich am Beispiel der in ESO besprochenen Dingsprache wie folgt ausbuchstabierte: Carnap begann mit der Beobachtung, daß diejenigen, die die Frage nach der Realität der Dingwelt stellen, sich in der Regel nicht auf ein theoretisches Problem beziehen, sondern darauf, wie die Struktur einer Sprache einzurichten ist, um Sätze überprüfen zu können:
„Those who raise the question of the reality of the thing world itself have perhaps in mind not a theoretical question as their formulation seems to suggest, but rather a practical question, a matter of a practical decision concerning the structure of our language.“31Der Glaube an die Realität der Dingwelt, nach Carnap Folge der Annahme einer Sprachstruktur, läßt sich jedoch nicht unter den theoretischen Aussagen finden, da die Behauptung entweder der Metasprache L+1 angehört oder aber nicht bestätigt werden kann:
„But the thesis of the reality of the thing world cannot be among these statements, because it cannot be formulated in the thing language or, it seems, in any other theoretical language.“32
Die Frage, ob es Dinge wirklich gibt, ist somit sinnlos. Carnap fährt jedoch mit der überraschenden Behauptung fort, die Entscheidung für ein framework werde maßgeblich durch theoretisches Wissen beeinflußt:
„The decision of accepting the thing language, although itself not of a cognitive nature, will nevertheless usually be influenced by theoretical knowledge, just like any other deliberate decision concerning the acceptance of linguistic or other rules.“33
Einige Sätze weiter spricht Carnap davon, daß die Einführung des framework nicht mehr das Strukturproblem betreffe, sondern die Frage, wie sich Leistungsfähigkeit, Fruchtbarkeit und Einfachheit des gewählten Systems sichern lassen. Fragen nach der Leistungsfähigkeit usw. werden von nun an auf die gleiche Ebene wie theoretische Fragen gestellt, d.h. die Kriterien für Leistungsfähigkeit usw. ergeben sich aus den theoretischen Daten:
„The efficiency, fruitfulness, and simplicity of the use of the thing language may be among the decisive factors. And the questions concerning these qualities are indeed of a theoretical nature.“34
Den Zusammenhang von framework-Wahl und theoretischem Wissen hebt Carnap an anderer Stelle noch deutlicher hervor:
„Our choice of certain features, although itself not theoretical, is suggested by theoretical knowledge, either logical or factual. “35
Überraschend bleibt allerdings die an das vorletzte Zitat anschließende Bemerkung, die aus dem theoretischen Daten resultierende Leistungsfähigkeit dürfe nicht als Beweis der Außenwelt, sondern nur als ‘graduelles Problem‘ bewertet werden:
„But these questions cannot be identified with the question of realism. They are not yes-no questions but questions of degree.“36
Zögerlich geht Carnap in der Aussage weiter, die einzig mögliche Erklärung für die Leistungsfähigkeit der Dingsprache sei durch den Inhalt unserer Erfahrungen begründet, wobei ‘der Inhalt unserer Erfahrungen‘ keinerlei Zweifel ausgesetzt sei:
„The thing language in the customary form works indeed with a high degree of efficiency for most purposes of everyday life. This is a matter of fact, based upon the content of our experiences.“37
Obwohl die Leistungsfähigkeit der Dingsprache nur durch den Inhalt unserer Erfahrungen erklärt werden kann und damit als theoretisches Argument für die Existenz der Außenwelt zu werten wäre, bricht Carnap den Gedankengang an dieser Stelle ab.38 Die Verbindung von theoretischem Wissen und Leistungsfähigkeit sei nicht als These von der Realität der Außenwelt zu interpretieren, sondern nur als Legitimationsgrund für die Fortführung der Dingsprache:
„However, it would be wrong to describe this situation by saying: ‘The fact of the efficiency of the thing language is confirming evidence for the reality of the thing world‘; we should rather say instead: ‘This fact makes it advisable to accept the thing language.‘“39
Ähnlich argumentiert Carnap im Falle des raum-zeitlichen Koordinatensystems der Physik. Interessant ist, daß die Leistungsfähigkeit nicht nur wie im Fall der Dingsprache durch theoretisches Wissen beeinflußt wird, sondern theoretisches Wissen die praktischen Überlegungen bzgl. der Einführung von frameworks automatisch reglementiert. Obwohl sich zeigen könnte, daß nur bestimmte frameworks einen Zusammenhang zwischen Erfahrung und Leistungsfähigkeit besitzen, schreckt Carnap auch hier vor ontologischen Behauptungen zurück und bricht den Gedankengang ab:
„‘Are our experiences such that the use of the linguistic forms in question will be expedient and fruitful?‘ This is a theoretical question of a factual, empirical nature. But it concerns a matter of degree; therefore a formulation in the form ‘real or not?‘ would be inadequate.”40
Besteht nach dieser Auskunft aber ein notwendiger Zusammenhang zwischen theoretischem Wissen und Zweckmäßigkeit - wobei interne Behauptungen einerseits von der Wahl des frameworks unabhängig sind41, anderseits aber die Revision von frameworks entscheidend beeinflussen -, dann wäre Carnaps Haltung zum Ontologie- und Außenweltproblems von nun an aus der Perspektive des folgenden Zitats zu betrachten:
„Let us grant to those who work in any special field of investigation the freedom to use any form of expression which seems useful to them; the work in the field will sooner or later lead to the elimination of those forms which have no useful function.”42
Obwohl Carnap vehement versucht, ontologische und metaphysische Fragen zu vermeiden, läuft seine Argumentation bis zu diesem Punkt auf folgendes hinaus: Interne Fragen können epistemisch einwandfrei beantwortet werden, egal ob wir uns für ein phänomenalistisches oder physikalistisches System berufen. Für den Fall empirischer frameworks wird sogar vorausgesetzt, daß der ‘Inhalt unserer Erfahrungen‘ von der Wahl eines frameworks unabhängig ist, auch wenn sich die Beschreibung der Entitäten als frameworkabhängig erweist. Zwar liefern Antworten auf interne Fragen keinen Beweis für die Realität der Ding- oder Außenwelt (auch wenn unsere Erfahrungen von Dingen statt von Sinnesdaten uns auf den theoretischen Rahmen der Dingsprache festzulegen scheinen). Da jedoch eine exklusive Verbindung zwischen internen Fragen und Zweckmäßigkeit besteht, die nicht durch die Wahl eines frameworks beeinflußt wird, ist Carnaps Ansicht verfehlt, Ontologie ließe sich auf die Einführung einer Sprache reduzieren, welche lediglich ein pragmatisches Problem betreffe.43 Wenn die Einführung eines frameworks die ‘internen Entitäten‘ nicht schaffen kann, umgekehrt aber Zweckmäßigkeit und Erklärungskraft von internen Daten abhängig ist, dann zeigt unser theoretisches Wissen früher oder später, welche frameworks (und damit auch Theorien) zur Beschreibung und Erklärung überhaupt möglich sind.44 Das Ausscheiden derjenigen frameworks, bei denen ein Zusammenhang zwischen Typen von Gegenständlichkeit und wahren, intern-partikularen Aussagen nicht besteht,45 ist dann allerdings ein Indiz für den ‘realistischen Gehalt‘ der verbleibenden frameworks und als Antwort auf die von Carnap verschmähten externen Fragen aufzufassen.46 Obwohl die Idee, ontologische Probleme als pragmatische Sprachprobleme zu reformulieren, nicht funktioniert, sondern die Exklusivität bestimmter Sprachen und damit ontologische Argumente untermauert, meint Carnap sich nicht auf eine metaphysische Behauptung im Sinne einer realistischen These festlegen zu müssen. Zwar könnte sich zeigen, daß nur bestimmte frameworks eine Verbindung zwischen Zweckmäßigkeit und wahren, intern-partikularen Behauptungen besitzen. Allerdings können wir, wie wir in der Diskussion zu Stroud sahen, aus der Exklusivität und Einzigartigkeit der Dingsprache kein Argument formulieren, das als Beweis für die Realität der Außenwelt gilt. Zudem wird die realistische These durch die Aufgabe des Verifikationsprinzips relativiert. Während ein strikter Verifikationismus zur Konstruktion einer Sprache führt, in der alle Sätze als wahre, gerechtfertigte Sätze aufzufassen sind, folgt aus der Aufgabe des Verifikationsprinzips die Möglichkeit unzähliger frameworks, die unter dem Verdikt des Fallibilismus stehen.47 Wird damit aber die Möglichkeit abgeschnitten, eine direkte Vergleichbarkeit zwischen Theorie und Wirklichkeit herzustellen, dann stützen sich die Argumente, um ein framework als ‘wahr‘ auszuzeichnen, erneut auf pragmatische Kriterien.48 Pluralität, Fallibilismus und Wechsel der frameworks können daher als ‘idealistische Argumente‘ in Carnaps Philosophie gezählt werden. Mit der Exklusivität bestimmter frameworks als realistischem Argument und der Fallibilität von frameworks als idealistischen Argument scheint es Carnap somit gelungen zu sein, sich ständig zwischen epistemologischem Realismus und Idealismus hin und her zu bewegen, ohne eine der Thesen explizit vertreten zu müssen. Ungeachtet dessen setzen beide erkenntnistheoretischen Varianten jedoch stets den externen Realismus voraus, um die Möglichkeit einer Beschreibung von etwas, die Angabe von Wahrheitsbedingungen und die Konstitution von Satzbedeutungen überhaupt erklären zu können. Die ontologische Unabhängigkeitsthese von ER bleibt somit Sinnbedingung für den „empirischen Realismus“, auch wenn Carnap letzteren gerne als den ausschließlichen Realitätsbegriff gesehen hätte, der als einziger sinnvoll ist.49
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1 Unter erkenntnistheoretischem Realismus verstehe ich die These, daß wir die von unserem Bewußtsein unabhängige Außenwelt mit ihren Strukturen, Relationen und Eigenschaften erkennen können. Der erkenntnistheoretische Idealismus behauptet dagegen, daß die Erkennbarkeit der Außenwelt durch unsere Methoden und kognitiven Fähigkeiten bestimmt ist. Beide Varianten setzen jedoch einen externen Realismus voraus, d.h. die These, daß es eine Wirklichkeit gibt, die davon unabhängig ist, wie wir diese repräsentieren. (Vgl. Searle, John R.: [Konstruktion], S. 163, 166.)
2 Der externe Realismus läßt sich nach Searle wie folgt charakterisieren:
3 Scheinprobleme, S. 27.
4 Vgl. Wittgenstein, Ludwig: [Tractatus], 4.024: „Einen Satz verstehen, heißt, wissen was der Fall ist, wenn er wahr ist. (Man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr ist.) Man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht.“
5 Da Carnap sieht, daß bei einer auf Wahrheitsbedingungen aufbauenden Semantik metaphysische Sätze nicht als bedeutunglos ausgezeichnet werden können, scheint dieser in Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache das Sinnlosigkeitsverdikt durch eine syntaktische Analyse zu verschärfen. Denn besitzt ein Satz Bedeutung, wenn seine Bestandteile Bedeutung besitzen, dann wird es schwierig, gewöhnliche Sätze von metaphysischen Sätzen zu trennen. Um bedeutungsvolle, jedoch nicht verifizierbare (metaphysische) Aussagen zu blockieren, müssen diese zusätzlich durch eine syntaktische Analyse selektiert werden.
6 Scheinprobleme, S. 29.
7 Scheinprobleme, S. 36.
8 Scheinprobleme, S. 36.
9 Vgl. Searle, John R.: [Geist], S. 286.
10 Vgl. Bonk, Thomas: [Scepticism], S. 136.
11 Vgl. Zimmermann, Rolf: [Skandal], S. 83: „Die Wahrheit von internen Aussagen zum Zweck der Verifikation einer externen Aussage sichern, bedeutet also die Widerlegung des Skeptizismus.“ Siehe auch Horwich, Paul: [Introduction], S. xiii: „The attractions of the verificationist account of truth are that it is refreshingly clear compared with the correspondence theory, and that it succeeds in connecting truth with verification.“
12 Vgl. Stroud, Barry: [Internal], S. 201: „What is important for present purposes is that verificationists could have succeeded only if they could have explained how we can and do confirm our beliefs in experience, and hence how we can come to know things about the world around us. That is what an adequate definition of empirical confirmability would have provided. But if that had been done there would be no need to go on to fashion an instrument with which to eliminate philosophical scepticism as meaningless. We would already have a positive non-sceptical explanation of how our knowledge of the world is possible – a positive philosophical theory of knowledge that would explain just what the traditional epistemologist wanted to explain.“
13 Vgl. Searle, John R.: [Konstruktion], S. 178/79.
14 Der epistemologische Teil des Verifikationsprinzips besagt, daß Sinneserfahrungen notwendig und hinreichend sind, um die Wahrheit oder Falschheit nicht-analytischer Aussagen festzustellen. Das hingegen alle Inhalte unseres Denkens und Sprechens direkt oder indirekt aus der Sinneserfahrung stammen, zeichnet den semantischen Aspekt des Verifikationsprinzips aus.
15 Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 147.
16 Vgl. Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 147/48.
17 Vgl. Engler, Fynn Ole: [Realismus], S. 84.
18 Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 148.
19 Willaschek charakterisiert den idealistischen Antirealismus als Position, die behauptet, daß es „Dinge nicht unabhängig von unserem Denken und Erkennen gibt, sondern nur als ‘Erscheinungen‘, ‘mentale Konstrukte‘ oder ähnliches“(Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 12.). D.h. Gegenstände existieren in Abhängigkeit von ihrem Verifiziert-werden. Die durch die Verifikation erwiesenen Eigenschaften und Gegenstände existieren dann jedoch wirklich. Die Wahrheitsbedingungen unserer Sätze können in diesem Fall also mit unseren Verifikationsbedingungen gleichgesetzt werden.
20 Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 148.
21 Willaschek, Marcus: [Zugang], S. 148.
22 Vgl. Strawson, Peter F.: [Individuals], S. 42-44.
23 Bieri, Peter: [Einleitung], S. 301.
24 Stroud, Barry: [Argumente], S. 356.
25 Für eine prägnante Zusammenfassung von Strawsons und Strouds Thesen siehe Bieri, Peter: [Einleitung], S. 300- 302.
26 Stroud, Barry: [Argumente], S. 352. Oder kürzer formuliert: Verifikationismus und Realismus sind schlicht die Umkehrung des transzendentalen Arguments: Es geht nicht um den Nachweis der Bedingung der Möglichkeit von X, sondern um den Nachweis von X selbst.
27 Vgl. Guderian, Myung Hee: [Metaphysikkritik], S. 212; Kemmerling, Andreas: [Sprachdezisionismus], S. 651.
28 Vgl. Stroud, Barry: [Internal], S. 193.
29 ESO, S. 214.
30 Vgl. Zimmermann, Rolf: [Skandal], S. 33.
31 ESO, S. 207.
32 ESO, S. 208.
33 ESO, S. 208.
34 ESO, S. 208.
35 ESO, S. 212.
36 ESO, S. 208.
37 ESO, S. 208. D.h. Carnap geht es nicht um Zweifelsfreiheit bzgl. unserer Wahrnehmungen, sondern um Zweifelsfreiheit gegenüber den Inhalten unserer Wahrnehmung, nämlich Gegenständen.
38 Vgl. Zimmermann, Rolf: [Skandal], S. 49; Puntel, Lorenz B.: [Metaphysikkritik], S. 270 (Fußnote 13).
39 ESO, S. 208.
40 ESO, S. 213.
41 Jedoch nur im Falle empirischer frameworks.
42 ESO, S. 221(Herv. T.J.). Das Problem läßt sich nach Maria Reicher folgendermaßen verschärfen: „Freilich, wenn man Carnaps ‘Nützlichkeitsdoktrin‘ oberflächlich versteht - etwa im Sinne von Benutzerfreundlichkeit (leichte Erlernbarkeit, Kürze), Prägnanz, Ausdrucksstärke, kann es kaum Aufgabe der Wissenschaft sein, sprachliche Rahmenwerke zu evaluieren, jedenfalls nicht Aufgabe der Ontologie.“ (Reicher, Maria Elisabeth: [Referenz], S. 26.)
43 Vgl. ESO, S. 208.
44 Vgl. dazu z.B. Reicher, Maria Elisabeth: [Referenz], S. 27: „Wenn man zum Beispiel zeigen kann, dass wir ohne die Annahme abstrakter Gegenstände eine Vielzahl sowohl wissenschaftlicher als auch alltäglicher Überzeugungen aufgeben müssten, die wir bisher für sehr gut bewährt gehalten haben, der dass wir ohne sie sehr bewährte logische Prinzipien aufgeben müssten, dann ist das eine theoretische Rechtfertigung für die Annahme abstrakter Entitäten. Wenn aber gezeigt wird, dass jene Überzeugungen oder logischen Prinzipien, um derentwillen abstrakte Gegenstände anzunehmen wären, aus Gründen, die mit der Annahme abstrakter Entitäten nicht zu tun haben, aufgegeben werden sollen (etwa weil sie unverträglich sind mit noch bewährteren Überzeugungen bzw. logischen Prinzipien), dann ist das eine theoretische Rechtfertigung für den Verzicht auf die Annahme abstrakter Entitäten. Genau in dieser Weise laufen ontologische Diskussionen ab. Daher sind ontologische Existenzfragen als theoretische Fragen zu betrachten.“
45 Typen von Gegenständlichkeit betreffen Aussagen der Art „Es gibt Zahlen“, „Es gibt Gegenstände“ usw. Die internen, wahrheitsfähigen Aussagen betreffen dagegen die internen Einzelfälle des jeweiligen framework, z.B. „Es gibt Primzahlen zwischen 5 und 200“, „Es gibt Bäume, Tische, Stühle“.(Vgl. zur Unterscheidung Zimmermann, Rolf: [Skandal]. S. 36-53.)
46 Vgl. Henle, Paul: [Meaning], S. 167; Zimmermann, Rolf: [Skandal], S. 47, 49; Stroud, Barry: [Internal], S. 194; Krauth, Lothar: [Carnap], S. 203; Shimony, Abner: [Carnap], S. 263.
47 Vgl. Koppelberg, Dirk: [Naturalismus], S. 102; Stroud, Barry: [Internal], S. 204; Hylton, Peter: [Analyticity], S. 169.
48 Vgl. Engler, Fynn Ole: [Realismus], S. 23.
49 Vgl. Scheinprobleme, S. 35.